MLZ ist eine Kooperation aus:

Technische Universität München> Technische Universität MünchenHelmholtz-Zentrum Hereon> Helmholtz-Zentrum Hereon
Forschungszentrum Jülich> Forschungszentrum Jülich

MLZ ist Mitglied in:

LENS> LENSERF-AISBL> ERF-AISBL

MLZ in den sozialen Medien:

Logo

MLZ

Lichtenbergstr.1
85748 Garching

Mission in dritter Generation

Gruppenbild

Prof. Dr. Izabela Sosnowska mit Instrumentwissenschaftler Dr. Thomas Keller vor dem Dreiachsenspektrometer TRISP. In zweiter Reihe Sosnowskas Kollegen von der Universität Warschau, Prof. Dr. Radoslaw Przenioslo (links) und Doktorand Piotr Fabrykiewicz.

© MLZ/TUM

Nur wenige Meter entfernt von hier hat Izabela Sosnowska vor vier Jahrzehnten schon gespannt auf Messergebnisse gewartet. Damals noch in einer Messhütte am Ende eines Flugrohres vor dem Atom-Ei, heute in der Experimentierhalle der Forschungs-Neutronenquelle am Dreiachsenspektrometer TRISP. Inzwischen hat Izabela Sosnowska zwei neue Generationen Wissenschaftler mitgebracht: ihren ehemaligen Doktoranden und Lehrstuhlnachfolger Radoslaw Przenioslo und wiederum dessen Doktoranden Piotr Fabrykiewicz. Sie wollen „die exzellente Auflösung“ bei Thomas Keller vom Max-Planck Institut am Instrument TRISP ausnutzen, um die Struktur von Eisenoxid genauer zu untersuchen.

In dritter Generation forschen die Physiker der Universität Warschau bereits in Garching, immer wieder an Eisenoxidverbindungen. Das Material war in den 1980ern noch nicht so in Mode wie heute. Deshalb hat Izabela Sosnowska auch mehr als 20 Jahre warten müssen auf die Anerkennung für ihre Entdeckung, die sie am damaligen Forschungsreaktor in Garching gemacht hat.

Das Material ist ein „Tausendsassa unter den Kristallen“

In den Jahren 1980 bis 1981 hat die gebürtige Warschauerin ihre Messungen bei Erich Steichele am Neutronen-Flugzeitdiffraktometer des Atom-Ei geschrieben. Sie untersuchte die chemische Verbindung BiFeO3 in bisher unerreichter Auflösung und fand darin einen neuen Effekt, die lange magnetische Spirale. „Bismutferrit ist das einzige Material, in dem Magnetismus und elektrische Polarität gleichzeitig bei Raumtemperatur vorkommen“, sagt Izabela Sosnowska, noch heute voller Begeisterung. Schon 1967 in ihrer Doktorarbeit an der Universität Warschau hatte sie Bismutferrit untersucht. Das Material, das schon mal als „Tausendsassa der Kristalle“ bezeichnet wird, könnte interessant für viele Anwendungen sein, z.B. in Photovoltaikanlagen zur Erzeugung des photoelektrischen Effekts oder als Speichermaterial in PCs.

1981

Izabela Sosnowska im Jahr 1981 bei ihrem Aufenthalt in Garching. © Izabela Sosnowska

Doch in den 1980ern nimmt die Fachwelt die bahnbrechenden Ergebnisse von Izabela Sosnowska kaum wahr. Erst in den 2000er Jahren werden Wissenschaftler auf die 20 Jahre alte Veröffentlichung aufmerksam, beziehen sich darauf in ihren Publikationen, die Zitate des Papers steigen schlagartig an – bis auf über 1100. Heute ist Izabela Sosnowskas Veröffentlichung „Spiral magnetic ordering in bismuth ferrite“ eine der am meisten zitierten des Journal of Physics und wird zu den 50 einflussreichsten Publikationen der Zeitschrift gezählt. Es wird auch die wichtigste Veröffentlichung des Atom-Ei in Garching sein. Das verschafft Izabela Sosnowska späte Genugtuung.

Harte Zeiten für eine osteuropäische Frau in einer Männerdomäne

War es schwer zu Zeiten des kalten Krieges auf die andere Seite des Eisernen Vorhangs zu kommen? „Das Visum war für mich kein Problem“, lächelt Izabela Sosnowska. „Allerdings war es für mich als Frau und Polin hart, mir in der westlichen Männerdomäne Physik Anerkennung zu erarbeiten“, fügt sie hinzu. Aber das wischt sie mit einer Handbewegung weg. Es ging ihr immer um die Wissenschaft, um die Sache. „Ich wollte Kristalle untersuchen; die Männer machten sich lustig über mich und sagten: Sie mag halt gern Schmuck.“ Dann zeigt sie stolz Fotos, die sie in Gesellschaft der prominenten Physiker der damaligen Zeit zeigen, dem Vater des Atom-Ei, Prof. Heinz Maier-Leibnitz und dem Erfinder der Neutronenleiter Tasso Springer.

Sosnowska_Eisenoxidprobe Sosnowska_Eisenoxidprobe Die Eisenoxidprobe, die die Warschauer Wissenschaftler aktuell am TRISP untersuchen. © MLZ / TUM

Die Eisenoxidprobe, die die Warschauer Wissenschaftler aktuell am TRISP untersuchen. © MLZ / TUM

Nachdem sie ihre Promotion in Warschau abgeschlossen hat, baut die Physikerin am gepulsten IRB Forschungsreaktor im russischen Dubna das erste Flugzeitdiffraktometer auf. Später, als sie auf der Suche nach einem TOF Diffraktometer ist, das noch eine höhere Auflösung bereitstellt, um ihre Untersuchungen an Bismuthferrit fortzusetzen, stößt sie auf das von Erich Steichele in Garching, das zehn Mal genauer messen kann als das in Dubna. Nach ihrer Entdeckung und weiteren Forschungsstationen, erfüllt sich ihr Traum: Sie kann Wissenschaft und Lehre verbinden und wird Professorin an der Fakultät für Physik der Universität Warschau, an der sie bis heute angestellt ist. Von Ihren acht Doktoranden sind fünf selbst Professoren geworden. Ein weiterer Erfolg für die kämpferische Wissenschaftlerin.

Auch wenn sie oft und gerne Zeit in ihrem Landhaus verbringt, dort den Garten mit beeindruckenden Rosen und Clematis bepflanzt, lässt Izabela Sosnowska die Wissenschaft nicht los. Sie wird sicher wieder nach Garching kommen und auf Messergebnisse warten.

Publikation

Originalpublikation
I Sosnowska, T. Peterlin-Neumaier and E. Steichele, J. Phys. C: Solid State Phys.. 15 (1982) 4835-4846. (1982)
LINK

Andrea Voit

Andrea Voit

Presse- und Öffentlichkeits-
arbeit FRM II

MLZ ist eine Kooperation aus:

Technische Universität München> Technische Universität MünchenHelmholtz-Zentrum Hereon> Helmholtz-Zentrum Hereon
Forschungszentrum Jülich> Forschungszentrum Jülich

MLZ ist Mitglied in:

LENS> LENSERF-AISBL> ERF-AISBL

MLZ in den sozialen Medien: